AGROKRAFTSTOFFE IN NICARAGUA: HERAUSFORERUNGEN UND BEDROHUNGEN
von FENACOOP, der nicaraguanischer Dachverband der landwirtschaftlichen Kooperativen
Bioenergie ist per se nicht schlecht. Die Frage ist viel mehr, wie sie hergestellt und wofür sie eingesetzt wird. Nicaragua ist abhängig von Biomasse als Energiequelle, vor allem von Holz: Ungefähr jedeR zweite Nicaraguaner_in kocht mit Holz, auch in den urbanen Zonen. Nur 35% der Bevölkerung verwendet Treibstoff im Haushalt.
Problematisch ist allerdings die stetig wachsende Produktion von Biomasse für Agrokraftstoffe. Das gilt sowohl für Ethanol aus Zuckerrohr als auch für Biodiesel aus der afrikanischen Ölpalme.
Palmöl und Ethanol werden in Nicaragua vom privaten agroindustriellen Sektor produziert. Im Zuckerrohrbereich herrscht ein Oligopol mit großem Einfluss auf Staatsapparate und Gesellschaft. Das vorherrschende kapitalistische Produktionsmodell fördert den exportorientierten Anbau in Monokulturen. Diese Zuckerrohr- und Palmöl-Monokulturen (auch der zertifizierte Anbau) führen jedoch zu ökologischen und sozialen Auswirkungen, die miteinander verwoben sind und zu drastischen, gesundheitlichen Probleme führen.
Forderungen der Genossenschaftsbewegung
Die Produktion von Agrokraftstoffen und Nahrungsmitteln muss deshalb auf der Basis dieser Grundsätze erfolgen:
- Statt Monokulturanbau soll der Anbau von Biomasse in diversifizierten Familienbetrieben unterstützt werden.
- Für die Produktion von Biokraftstoffen sollen vor allem organische Abfälle verwendet werden.
- Statt Chemikalieneinsatz müssen ökologische Techniken angewandt werden.
- Kein Einsatz von gentechnisch veränderten Organismen in der Produktion.
- Integration der Produktion von Rohstoffen für Biokraftstoffe innerhalb der diversifizierten Betriebe kleiner und mittlerer Produzent_innen.
- Förderung der Zusammenarbeit von kleinen Produzent_innen: Wir verstehen Kleinbauern nicht als bloße Lieferant_innen von Rohstoffen, sondern als ein Netzwerk von Verbänden.
- Förderung von Biokraftstoffen für die Verwendung im Land selbst, um internationale Finanzspekulationen zu unterbinden.
Jede künftige Produktion von Agrokraftstoffen kann nur jenseits des kapitalistischen Modells akzeptiert werden. Andernfalls wird der „grüne“ Brennstoff die ländliche Armut verschärfen und Abhängigkeiten durch Lebensmittelimporte verfestigen.
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